Unter reellen Bedingungen konnten Hundeführer und Hunde der Hundestaffel des THW nun auf dem Abbruchgelände des einstigen GSW-Freibades in Kamen den Ernstfall trainieren.
Abbruchgelände wird zur perfekten Trainingsstätte für Hunde und Hundeführer
Nach einem Erdbeben, nach einer Explosion oder anderen gefährlichen Schadenslagen sind sie die Helden in den Trümmern: Rettungshunde. Mit ihrer feinen Nase und ihrem Gespür können sie in Windeseile verschüttete Menschen aufspüren und somit retten. Wie das geht? Sie nehmen zuerst die Situation wahr, dann nehmen sie die richtige Fährte auf und spüren den Verschütteten auf. Einen Augenblick später schlagen sie an. Nach dem Bellen und der damit bestandenen Prüfung hat sich jeder Rettungshund seine Belohnung verdient. All das passiert auf einem echten Trümmerfeld. Das Abbruchgelände auf dem einstigen Freibad in Kamen wurde zur Trainingsstätte der Hundestaffel der Fachgruppe Ortung des Ortsverbandes Unna-Schwerte des Technischen Hilfswerkes (THW). Nach dem Abriss der Freizeiteinrichtung lassen die Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) Kamen, Bönen, Bergkamen an dieser Stelle ihr neues Sesekebad errichten.
Zuvor aber dürfen hier noch die Hunde mit ihren Hundeführern auf das Gelände, das sich als perfekte Trainingsstätte entpuppt. „Wir sind dankbar für jedes Abbruchgelände. Hier am Freibad ist es eine ganz besondere Situation, weil es sich um eine reelle Baustelle und echte Trümmerfelder handelt“, sagt Sascha Stanicki, Gruppenführer der Hundestaffel. Während einige Hunde auf den eigenen Geländen des THW teils schon Routinen entwickelt haben und einige sogar systematisch bei der Suche vorgehen und die Verstecke kennen, stellt ein Fremdgelände wie dieses am einstigen Freibad die Vierbeiner vor besondere Herausforderungen. „Hier sind wir auf einer laufenden Baustelle, die sich ständig verändert. Frische Trümmer können sich zudem bewegen. Ein solches realitätsnahes Szenario schult die Hunde noch besser für den Ernstfall“, erklärt Stanicki. Zudem kann es immer mal wieder zu unerwarteten äußerlichen Veränderungen kommen, wenn etwa Bauarbeiter an der Baustelle für eine Ablenkung sorgen könnten.
Hunde absolvieren spezielle Ausbildung vor dem Einsatz im Ernstfall
Das Training auf einem Abbruchgelände wie am einstigen Freibad in Kamen ist essenziell – sowohl für die Hunde als auch für die Hundeführer. Um im Ernstfall schnell und richtig reagieren zu können, ist ein sicheres Zusammenspiel zwischen Tier und Mensch unerlässlich. In der jüngsten Vergangenheit kamen Hunde der THW-Staffel des Ortsverbandes Unna somit bereits zum Einsatz – etwa bei einer Gasexplosion in einer Dachgeschosswohnung oder bei einer zum Teil eingestürzten Scheune. Regelmäßiger sind die vierbeinigen Spürnasen bei sogenannten Flächeneinsätzen dabei. „Mithilfe der Hunde können wir ein großes Gebiet schnell nach Personen absuchen“, erklärt Stanicki.
Bevor die Hunde im Ernstfall eingesetzt werden können, müssen sie spezifisch ausgebildet werden und ein mindestens zweijähriges Training absolviert haben. Die Hunde der THW-Staffel werden dabei zunächst als Trümmersuchhunde ausgebildet, die jede menschliche Witterung wahrnehmen und so vermisste Personen orten. Diese Vierbeiner sind nach der anspruchsvollen Ausbildung in der Lage, unter erschwerten Bedingungen - wie etwa schwer begehbare Untergründe – verschüttete Personen sicher und zuverlässig zu orten. Im nächsten Schritt erfolgt dann die Flächenprüfung, die die Hunde nach dem Bestehen zu Flächensuchhunden macht und in die Lage versetzt, abgängige Personen beispielsweise in Waldgebieten zu orten.
Die unterschiedlichen Leistungsstände der Hunde waren bei der abschließenden Übung auf dem Freibadgelände erkennbar. Dabei konstruierten die THW-Verantwortlichen eine äußerst schwierige, aber denkbare Situation. Im einstigen Keller des Freibades, der durch den Abriss der Bodendecke von oben zugänglich, aber zum großen Teil mit Trümmerteilen verbarrikadiert war, versteckten sich zwei THW-Mitarbeiter. Die Hundeführer begleiteten ihre Hunde nacheinander in das verschüttete und unübersichtliche Gebäude. Während erfahrene Hunde sich nach einer kurzen Orientierung in der fremden Umgebung Stück für Stück und unbeeindruckt durch die Trümmerteile in Richtung Ziel bewegten, taten sich andere Vierbeiner schwerer, die Personen zu finden. Um Erfahrungen für einen möglichen Ernstfall sammeln zu können, sind derartige Trainingseinheiten mit realitätsnahen Situationen äußerst hilfreich.
Im Ortsverband Unna-Schwerte des THW, den es seit 1953 gibt, engagieren sich derzeit etwa 80 aktive Helferinnen und Helfer, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Die Fachgruppe Ortung gibt es seit 1996. Sie ist dafür zuständig, Schadengebiete zu erkunden und verschüttete, eingeschlossene, vermisste oder abgängige Personen mithilfe technischer Ortungsgeräte und/oder ausgebildeter Rettungshunde zu orten. Elf Hunde zählt die Hundestaffel des THW-Ortsverbandes Unna-Schwerte aktuell. Neun Hundeführer gibt es derzeit im Ortsverband. Sie arbeiten alle ehrenamtlich.
Im Vergleich zu den Personenspürhunden (Mantrailer), die durch die vorherige Aufnahme des individuellen Geruchs eine Zielperson aufspüren, werden Flächen- und Trümmersuchhunde so trainiert, dass sie generell die menschliche Witterung in Wäldern oder Trümmern anzeigen.